22.10.2023

Mit DTM-Titel gekrönt: Die Evolution der SPACER-Sitzschale Mit DTM-Titel gekrönt: Die Evolution der SPACER-Sitzschale

Der SPACER hat sich im internationalen Motorsport als eine der Highend-Sitzschalen für Fahrerinnen und Fahrer etabliert, die in Hinsicht auf Passgenauigkeit, Komfort und Sicherheit keine Kompromisse eingehen möchten. Der Weg dahin war jedoch mit etlichen Lernprozessen und Entwicklungen gespickt. Eine Schlüsselrolle spielt dabei Manthey-Racing. Mit dem DTM-Titel für Thomas Preining, dessen Porsche 911 GT3 R mit der Sitzschale von soft trim ausgestattet ist, und der Teammeisterschaft für Manthey EMA, ist der SPACER endgültig an der Spitze des Motorsports angekommen. Fünf Jahre nach der ersten Version ist es an der Zeit, einen Einblick in seine Entwicklung und auch einen kleinen Ausblick zu geben.

„Angefangen hat alles im Sommer 2018 als wir das ADAC GT Masters in Zandvoort besuchten. Hier haben wir uns mit Fahrern wie Max Hesse unterhalten und konnten uns die Sitztechnik der Autos mal genauer anschauen“, erinnert sich Olaf Hofmann, technischer Leiter bei soft trim. „Und es stellte sich zu unserer Überraschung heraus, dass zwar alle Rennwagen mit Rennsitzen und viele auch mit Sitzschalen ausgestattet waren, sie aber selten wirklich passgenau waren und meistens eher einer Bastelarbeit ähnelten. Wir hatten überall professionelle Sitzschalen erwartet, die auf dem Qualitätsniveau eines hunderttausende Euro teuren Rennwagen sind. Doch das Gegenteil war der Fall. Da wussten wir schon: Das können wir besser.“

Idee für SPACER geboren

Mit der Erfahrung und technischen Ausstattung, die soft trim aus der Sitzentwicklung und -fertigung für die Automobilindustrie mitbrachte, begab sich das Unternehmen in die Spur, eine neuartige Rennsitzschale zu entwerfen. Die Idee des SPACER war geboren. „Der Sitz ist die wichtigste Verbindung zwischen Fahrer und Fahrzeug. Deshalb ist es besonders im Motorsport wichtig, dass alles passt. Erst dann kann der Fahrer auch eine Top-Performance abliefern“, sagt Olaf Hofmann. Somit war das Ziel von Anfang an klar, eine Sitzschale zu fertigen, die sich perfekt an den Fahrer anschmiegt und gleichzeitig komfortabel und sicher ist. „Doch wir haben in diesem Bereich quasi bei Null angefangen und brauchten einige Entwicklungsschritte, um dahin zu kommen“. 

Mit Entwicklungspartnern zum Erfolg

Schnell wurde klar, dass professionelles Feedback benötigt wird. Diese bekamen die Dresdner Sitzentwickler von Teams wie Herberth Motorsport, Ring Police und später Manthey Racing. „Vor allem in der Anfangsphase haben wir herumexperimentiert – anders kann man das nicht sagen. Hierbei haben wir unser Know-how aus dem Prototypenbau angewendet auf ein Thema, das uns zu diesem Zeitpunkt noch recht fremd war. So haben wir die erste Sitzschalen-Basis beispielsweise aus sehr festem, geschäumtem Material gefertigt. Schnell kam die Rückmeldung, dass es zwar komfortabel sei, aber noch zu weich, um genügend Feedback vom Auto zu bekommen. Dann sind wir zu expandierendem Kunststoff übergegangen, bei dem wir aus dem vollen Block die Sitzschale CNC-gesteuert millimetergenau fräsen“, erklärt Olaf Hofmann.

Am Reglement entwickelt

Nach und nach kamen weitere Entwicklungen hinzu, die sich am Reglement von prestigeträchtigen Rennen wie den 24 Stunden von Le Mans ausrichteten. Klar festgelegt sind hier beispielsweise der nicht-brennbare Bezug aus Perlonvelour und die Stoffdichte der Sitzbasis. „Darüber hinaus gibt es aber viele Freiheiten, die wir nutzen. So haben wir zusammen mit Manthey-Racing ein absolut neuartiges Belüftungssystem für Sitzschalen entwickelt, das den Fahrer sehr effektiv kühlt und auf das fast alle Top-Teams zurückgreifen.“

Weitere Entwicklungen, die in den SPACER eingeflossen sind, sind zum einen eine GFK-Laminierung der Schale. Sie macht auch dünne Sitzschalen extrem bruchsicher, verwindungssteif und haltbar, bei sehr geringem Gewicht. Und zum anderen kommt statt eines kaschierten Bezugs inzwischen nicht entflammbarer ConforSchaum zum Einsatz, um optimalen Komfort an den Stellen zu gewährleisten, wo er benötigt wird. „Das ist besonders bei Langstreckenrennen, die extrem lange Aufmerksamkeitsspannen bei den Fahrern voraussetzen, viel wichtiger als man erwartet. Ein Fahrfehler nach 18 Stunden im Renntempo, weil der Fahrer sich an einer Stelle wundgesessen hat, zerstört im Sekundenbruchteil die Arbeit von Monaten und tausende Euro“, erläutert Olaf Hofmann.

Von Know-how Zuwachs profitieren

Doch nicht nur die technologische Entwicklung ist weit vorangeschritten, auch die Lernkurve bei den Sitzentwicklern war steil. So haben z. B. die Sitzproben anfangs noch sehr viel länger gedauert. Es gab nur wenige Erfahrungen im Umgang mit den Sitzsäcken, die den Abdruck des Fahrers aufnehmen. „Inzwischen wissen wir sehr genau, wie das Material im Sack verteilt werden muss. Damit Rücken- und Gesäßkontur schon beim ersten Abdruck optimal zum Vorschein kommt und dann perfekt eingescannt werden kann“, erzählt Sascha Taubert, Produktverantwortlicher für den SPACER. „Da haben uns Routiniers wie Robert und Alfred Renauer und Teams wie Manthey-Racing mit ihrem Drang nach Perfektionismus schon sehr geholfen. So haben wir nach und nach sehr genau verstanden, an welchen Stellen wir justieren müssen.“

Dank jahrelanger Erfahrung hat sich dieses Bild gedreht. Die für die Fittings verantwortlichen Mitarbeiter bei soft trim sind inzwischen selbst zu vertrauensvollen Ansprechpartnern geworden. „Besonders weniger erfahrene Amateurrennfahrer beschäftigen sich selten damit, wie sie im Auto sitzen. Ihnen geben wir Hinweise und Tipps, die meistens gern angenommen werden. Und wenn dann die Sitzschale perfekt passt, sind alle zufrieden“, sagt Sascha Taubert.

Stillstand ist Rückschritt

Was für den Motorsport gilt, macht auch vor der Sitzentwicklung nicht halt. Wo ständig weiterentwickelt und um jede Hundertstelsekunde gekämpft wird, wird auch die Sitztechnik ständig auf den Prüfstand gestellt. So ist die „weitere Gewichtsoptimierung ein Punkt, an dem wir arbeiten. Und wir haben auch andere Features im Blick, um den Einsatz einer Sitzschale mit verschiedenen Fahrern noch flexibler zu gestalten“, deutet Sascha Taubert an. Ideen und Weiterentwicklungen für die nächsten fünf Jahre sind also zu genüge vorhanden. 

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